Auf eine Tasse Kaffee im Schlupfwinkel

“Manchmal sind sie schwarz gekleidet, haben gewagte Frisuren und silberne Ketten, aber meist sind sie ganz normal, schüchtern und unauffällig.”

Schlupfwinkel (Photo by Thomas Niedermueller / Stadt Stuttgart)

 

Schlupfwinkel ist eine offene Anlauf- und Beratungsstelle für Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten und Jugendszenen in Stuttgart. Eines jedoch haben sie gemeinsam: ihre aktuelle Wohnsituation ist für sie unerträglich geworden. Sie suchen Schutz, Hilfe und Veränderungsmöglichkeiten. Der Schlupfwinkel bietet ihnen das.

Das Marketingteam von AMIC war vor Ort, um einen Einblick in die Einrichtung und die Tätigkeiten der sozialen Organisation zu bekommen.

Unterschlupf und Schutzraum für Jugendliche

Lea Schulz empfängt uns herzlich an der Tür. Wir treten ein und stellen fest: außer Lea ist keine:r hier. „Besuch können wir nur außerhalb der Öffnungszeiten empfangen.“, erklärt sie. Der Schlupfwinkel soll ein sicherer Rückzugsort für die Jugendlichen sein. „Nur die Mitarbeiter:innen der Anlaufstelle sind dort, wenn wir für die Jugendlichen geöffnet haben.“, fügt sie hinzu.

Das Schlupfwinkelteam ist ein bunter Mix aus jungen, professionellen Sozialarbeiter:innen und -pädagog:innen. Ihre Rollen sind vielschichtig und erfordern viel Fingerspitzengefühl: Sie sind Ansprechpartner:innen, Berater:innen, Zukunftswegweiser:innen und Wegbegleiter:innen für Jugendliche ohne sicheres Zuhause, wo sie sich heimisch fühlen können. Sie geben ihnen die Sicherheit, die sie verloren haben.

Die Räumlichkeiten der Anlaufstelle befinden sich im Süden Stuttgarts.  Hier können die Hilfesuchenden duschen, essen, Wäsche waschen, gemeinsam kochen und sich unter Gleichgesinnten treffen. Der Aufenthaltsraum ist gemütlich, mit einer kleinen Sofaecke, Tischen, Stühlen, einem Billardtisch und einem Klavier, eingerichtet. Jetzt zur Weihnachtszeit sorgt eine Lichterkette für eine heimelige Atmosphäre – wir fühlen uns direkt wohl.

Menschen spielen Tischkicker

Ohne Vertrauen geht nichts

Bei einer Tasse Kaffee erfahren wir mehr. „Die Jugendlichen kommen über soziale Einrichtungen zu uns oder erfahren von anderen jungen Menschen, dass es uns gibt.“, erzählt Lea. „Zweimal pro Woche betreiben wir aktive Streetwork. Wir suchen die jungen Menschen an ihren öffentlichen Treffpunkten auf. Dabei ist uns durchaus bewusst, dass wir in ihren Lebensraum eintreten. Wir verhalten uns wie Besucher:innen.”, berichtet sie weiter. So treten die Sozialarbeiter:innen in einen ersten Kontakt und machen ihr Hilfsprogramm bekannt. Mit der Zeit gewinnen die Jugendlichen dann Vertrauen und suchen das Gespräch.

Wir fragen uns, wie das mit der Beratung abläuft. Sicher kein einfaches Thema bei Jugendlichen, die im Kontakt mit Erwachsenen teilweise negativ vorgeprägt sind. „Wir setzen uns nicht immer an einen Tisch, um gezielt solche Gespräche zu führen. Viel mehr kommen wir beim gemeinsamen Frühstück oder auf dem Weg zum Supermarkt in den Dialog, woraus später gezielte Einzelgespräche entstehen können. Dann hören wir zu, fragen an der ein- oder anderen Stelle nach, nehmen den jungen Menschen mit seinem Anliegen ernst und zeigen auf Wunsch Lösungswege auf.“, so die Sozialarbeiterin. Dazu gehört eine gewisse Vertrauensbasis, die sich erst nach und nach aufbaut.

Plötzlich zeigt die Uhr schon 9.45 Uhr. Zeit für uns, aufzubrechen und den Raum frei für die Hilfesuchenden zu geben. Wir verabschieden uns und versprechen in Kontakt zu bleiben. Wir wollen helfen, wo wir können.

Jugendliche im Bahnhofsgelände (Photo by Thomas Niedermueller / Stadt Stuttgart)

Weihnachten ist der Moment, innezuhalten und sich umzuschauen. Oftmals sind wir in unserem täglichen Trott gefangen und bekommen nicht mit, was bei den Menschen um uns herum geschieht – in entfernten Krisengebieten, aber auch ganz nahe bei uns in der Nachbarschaft und auf den Straßen der Stadt. Das Team des Schlupfwinkels hat ein Auge darauf. Sie nehmen wahr, wovon wir oftmals verschämt unsere Blicke abwenden.

Am Ende sind wir uns einig: Das größte Weihnachtsgeschenk der AMIC soll in diesem Jahr an diese inspirierende Einrichtung gehen. Möchten auch Sie unterstützen oder mehr zu den Aktivitäten von Schlupfwinkel erfahren? – Dann klicken Sie hier.

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